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Rasseportrait

Der English Cocker Spaniel in der Familie

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Weitaus die meisten Vertreter dieser Rasse werden heute nicht als Jagdhunde, sondern als Begleithunde gehalten. Das in vielen Farben und Farbkombinationen vorkommende seidige Fell, die großen, ausdrucksvollen dunklen Augen mit dem charakteristischen „Cockerblick“ und nicht zuletzt die handliche Größe machen Cocker Spaniels zu attraktiven Familienhunden. Lebhaft, freundlich, anhänglich und verspielt sind die Attribute, die mit dieser Rasse häufig in Verbindung gebracht werden. Dabei sollte man jedoch nie vergessen, dass die Vorfahren des Cockers Jagdhunde waren. Auch nach Generationen nicht jagdlicher Zucht zeigen viele Spaniels großes Interesse an Wildspuren aller Art. Deshalb ist eine sorgfältige Erziehung schon vom Welpenalter an unbedingt zu empfehlen, damit der Hund auch ohne Leine seine Menschen begleiten darf. Auch wenn man einigen Cocker Spaniels einen gewissen Sturkopf nachsagt, gilt die Rasse doch im Großen und Ganzen als relativ leicht zu einem gehorsamen Begleiter zu erziehen.


Viel Bewegung bei jedem Wetter hält den Cocker Spaniel fit bis ins hohe Alter, vorausgesetzt, der Hundehalter achtet bei der Fütterung strikt darauf, seinen Hund schlank und sportlich zu erhalten. Der kleine Brite ist nämlich meist ziemlich verfressen und kennt bei der Nahrungsaufnahme keine Bremse! Gibt man dem ständig schmachtenden Blick zu oft nach, wird der kleine Athlet schnell zur übergewichtigen Karikatur seiner selbst. Die Folgen für den betroffenen Hund sind Einbußen in seiner Lebensqualität und verkürzte Lebenserwartung. Cocker Spaniels lassen sich für fast jeden Hundesport begeistern, ihre vorzügliche Nase befähigt sie für Suchaufgaben wie Mantrailing, Zielobjektsuche und Fährtenarbeit.

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Der English Cocker Spaniel als Jagdhund

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Der Name „Cocker Spaniel“ kommt aus dem englischen „woodcock“ (Waldschnepfe). Schnepfen sind durch ihr schwarz-braun gemustertes Federkleid sehr gut getarnt und kaum zu entdecken, wenn sie sich auf den Boden zwischen die Vegetation drücken. Nur die feine Nase eines Hundes vermag sie auszumachen, und gerade die kleineren Exemplare unter den Spaniels galten in England als wahre Spezialisten für die Jagd auf dieses Wild, was ihnen den Namen „Cocker Spaniels“ einbrachte. Cocker Spaniels sind Stöberhunde, ihre bevorzugte Jagdweise ist das Buschieren. Bei dieser Jagdart bewegt sich der Hund auf der Suche nach Wildwitterung in kleinen Kreisen, Bögen, Schlangenlinien oder im Zickzack vor dem Jäger in unübersichtlichem Gelände. Er entfernt sich dabei kaum weiter als 25 Meter vom Hundeführer, sodass dieser mit der Schrotflinte zum Schuss kommt, wenn der Spaniel Wild aufscheucht. Sein ausgeprägter Finderwille treibt den Cocker Spaniel auch in dorniges Gestrüpp, sumpfiges Gelände und Schilf, wo er Enten zum Auffliegen bringt. Dank seiner rassetypisch engen Bindung zum Hundeführer und seiner Leichtführigkeit bleibt er, entsprechende Ausbildung zum Gehorsam vorausgesetzt, während der Jagd gut kontrollierbar und lässt sich mit leisen Kommandos und Handzeichen dirigieren. Nach dem Schuss zeigt sich der Cocker als zuverlässiger Apportierhund.


Sein kompakter, athletischer Körperbau befähigt ihn, Enten auch aus schwierigen Gewässern sicher zu bringen, und selbst ausgewachsene Hasen kann er apportieren, wenn die Distanz nicht allzu groß ist und das Gelände es zulässt. Entsprechend trainiert, zeigt der Spaniel auch durchaus ordentliche Leistungen auf der Schweißfährte, was immer wieder in Verbandsschweißprüfungen auf der 20- und 40-Stunden-Fährte bewiesen wird.

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In Deutschland betreuen zwei Vereine den English Cocker Spaniel. Dies sind der Jagdspaniel-Klub e. V. und der Verein Jagdgebrauchsspaniel e. V. Während die Cocker Spaniels in Großbritannien und Nordamerika bei der Arbeit stumm sind, erwartet der deutsche Jäger von seinem Stöberhund, dass er alle Spuren mit lockerem Hals arbeitet, das heißt, der Hund gibt Laut, wenn er frische Wildwitterung verfolgt. Spaniels haben bei der Stöberjagd in unseren kleinen, von Straßen durchzogenen Revieren den Vorteil, dass sie, im Gegensatz zu Bracken, als sogenannte Kurzjager die Spuren und Fährten von Wild nur kurz verfolgen und dann wieder in die Nähe des Hundeführers zurückkehren, um dort weiterzujagen. An seine Grenzen kommt der Cocker Spaniel bei der Winterjagd in tief verschneiten Revieren. Ungeeignet ist er für Drückjagden auf Schwarzwild und andere Formen der Jagd, bei der ausgeprägte Wildschärfe erforderlich ist. Um seine Stärken zu entwickeln, wie die enge Verbindung mit dem Hundeführer und die leichte Ausbildbarkeit, benötigt der anhängliche Spaniel unbedingt Familienanschluss und darf keinesfalls im Zwinger vom Leben seiner Bezugspersonen ausgegrenzt werden.

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Quelle:

Autor: Gerd Leder / Leseporbe aus der SitzPlatzFuss 09

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